Am ersten Septemberwochenende zeigte die Alte Handwerkerstraße in Lüneburg Handwerkskunst aus der Renaissance.
Stadtwachen empfingen die Besucher an allen Eingängen zu den alten Gässchen, in denen die Handwerker ihre Stände aufgebaut hatten. Die Wachen machten darauf aufmerksam, dass ein Ablass – in die bereitstehenden Ablasskästen geworfen – die Seele dem Himmelreich näher bringe. Angesichts der langen Piken und der Schwerter an ihren Gürteln wagte kaum jemand, eine Zahlung zu verweigern. Nun, es sei ihnen gegönnt für das Vergnügen, das der Handwerkermarkt bot.
In dem abgesperrten und komplett von modernen Metallkutschen befreiten Viertel präsentierten zahlreiche Handwerker ihre traditionsreiche Kunst: Wir konnten Holzschnitzern, Lederern, Kerzenziehern, Webern, Korb- und Stuhlflechtern, Schmieden, Klöpplern, Salzsiedern und Glasmalern bei ihrer Arbeit zusehen. Die Handwerker und Künstler luden immer wieder dazu ein, Fragen zu stellen. Die teils jahrhundertealten Fachwerk- und Backsteinhäuser, oft mit typisch hanseatischen Ziergiebeln, bildeten die perfekte Kulisse für diese Zeitreise.
Neben den Handwerkern unterhielten Musiker und Gaukler das Volk und auch für das leibliche Wohl war natürlich gesorgt: Bäcker lockten mit Brot und Süßgebäck, Bratwurst mit Bier und Zwiebelkuchen zu Federweißer erfreuten den Gaumen. Bei einem frisch gepressten Obstsaft gönnten wir uns auf den urigen Steinstufen der Michaelis-Kirche eine Verschnaufpause und beobachteten das bunte Treiben. Ein Detail, das mir besonders gefiel, waren die Kinder, die durch die kopfsteingepflasterten Straßen liefen und aus kleinen Körbchen Äpfel feilboten.
Ich habe den Tag Urlaub in der Renaissance genossen und mit den „Trollknoten“, die einer der Schmiede anbot, auch wieder eine Anregung für Edenna entdeckt.