Nachtrag zum 16.07.2014
Greenwich und der Nullmeridian
An meinem zweiten Tag in London bin ich morgens als erstes nach Greenwich gegangen, das von meiner Unterkunft aus direkt auf der anderen Seite der Themse liegt. Witzigerweise führte ein Fußgängertunnel hinüber, der mich sehr an den Alten Elbtunnel in Hamburg erinnert hat – ein Stück Heimat in der Fremde also quasi. Auf der anderen Seite steht man direkt vor dem mächtigen Teehandelsschiff „Cutty Sark“, das hier auf einem Trockendock zu besichtigen ist. Schon eindrucksvoll!
An zahlreichen Museen vorbei ging es dann zum Greenwich Park, an dessen höchstem Punkt das ehemalige Greenwich Observatory thront. Von hier aus hat man nicht nur einen tollen Blick über London, sondern vor allem verlief hier lange Zeit der Nullmeridian. Im Hof des Observatoriums wird dieser durch eine Linie markiert. In die Schlange mit den hundert Touristen, die dort schon morgens um halb zehn darauf warteten, sich fotografieren zu lassen, habe ich mich jedoch nicht eingereiht … Im Zuge verbesserter Messungen wurde der Nullmeridian übrigens ein wenig verschoben, sodass er heute anders verläuft.
Shakespeare und das Globe Theatre
Die zweite Hälfte des Tages stand ganz im Zeichen von William Shakespeare und vor allem seinem Globe Theatre. Jene, die mich kennen, wissen, dass ich ein großer Shakespeare-Fan bin, und so ist es schon lange mein Traum gewesen, einmal den Nachbau des Globe Theatres zu besuchen. Das ursprüngliche Globe wurde 1599 eingeweiht, brannte jedoch bereits 14 Jahre später nieder, weil eine Kanone, die bei einer Shakespeare-Aufführung abgefeuert worden war, das strohgedeckte Dach in Brand gesetzt hatte … Das zweite Globe wurde im Zuge der puritanischen Ablehnung von Theatern während des Commonwealth abgerissen. Das heutige Globe ist also das dritte, es steht an etwas anderer Stelle als das Original, ist aber ansonsten mit höchster Präzision nachgebaut wurden. So ist es z.B. heute das einzige strohgedeckte Haus in ganz London – nach dem großen Brand im 17. Jh. wurden solche Dächer verboten.
Das Globe nahm mich in dem Moment für sich ein, in dem ich es betrat. Das viele Holz, die sorgfältige Arbeit, die von drei Seiten einsehbare Bühne, das in der Mitte offene Dach … Während der Führung, an der ich teilnahm, fanden gerade Proben statt, sodass ich bereits einen Eindruck von Schauspielern auf der Bühne erhielt. Man kann wirklich von überall gut sehen, ich hatte schon Angst, dass ich abends mit meiner Karte direkt hinter einer der Holzsäulen enden würde. Die Aufführung von „Julius Caesar“, der beizuwohnen ich die Ehre hatte, war schauspielerisch und atmosphärisch umwerfend. Besonders die „Groundlings“ in der Mitte wurden immer wieder als Menschenmasse mit einbezogen. Ebenfalls ganz im Sinne des attraktionshungrigen elisabethanischen Publikums floss bei der Ermordung Caesars reichlich „Blut“. Das Wetter war toll, mit der Dämmerung setzte auch eine sanfte Brise ein. Besonders stimmungsvoll fand ich den Abschluss der Aufführung, wo alle Schauspieler auf der Bühne standen – die meisten der Charaktere waren inzwischen ermordet worden oder hatten Selbstmord begangen –, zu einem getragenen Gesang eine Hand nach oben streckten und diese dann öffneten, als wollten sie ihre Seelen dem Himmel anvertrauen. Wunderschön!
Ich bin ziemlich sicher, dass dies nicht mein letzter Besuch im Globe Theatre gewesen sein wird …
Hey Jela,
Mann o Mann, dass sind ja ganze Romane, aber sehr interessant und amüsant. Hoffe, du hast noch genug Blasenpflaster für den Rest des Weges. Schon alleine beim Lesen tun mir meine Füße weh.
Wir -samt Kara- wünschen Dir weiterhin viele Erlebnisse mit deinem Shakespeare und Chaucer.