Tag 4 und immer noch kein PC. Ich werd mich wohl an die Tipperei gewöhnen.
Nachdem mich nachts ein dickes Sommergewitter mit Sintflutregen geweckt hat, hätte ich nicht gedacht, dass es hier heute 31° haben würde. Und glaubt mal nicht, dass es in England Schatten entlang der Straße oder gar Parks/Wälder zum darin Ausruhen gibt. Selbst gerade um 18 Uhr hat die Sonne noch gebrannt, als wäre ich in der Wüste. Wäre ich ein Steak, wäre ich jetzt well done …
Abgesehen von der Hitze bin ich heute an die Grenzen dessen gestoßen, was ich mir für einen Tag antun will. Von Bexleyheath bis Dartford war noch kein Problem, aber als Tagesziel hatte ich mir Gravesend gesetzt, damit ich für den schöneren Teil der Strecke genug Zeit habe. Trotz einer guten Karte erwies es sich als schwer, einen auch für Fußgänger zugänglichen Weg zu finden.
Ich bin kein religiöser Mensch, aber heute musste ich wiederholt an ein Gleichnis denken, das ich von meiner Spanischlehrerin aus Amerika kenne: Ein Mann sprach einst zum Herrn: „Ich will dir ja ein guter Diener sein, aber das Kreuz, das ich trage, ist so schwer, dass ich nicht mehr weiter kann.“ „Mein Sohn“, sprach Gott, „dann lege es nur nieder und such dir hier ein anderes aus, das dir besser erscheint.“ Er führte den Mann in einen Raum voller Kreuze in allen Größen. Der Mann sah sie sich genau an, entdeckte schließlich in einer Ecke ein ganz kleines, leichtes und sprach: „Dieses Kreuz will ich wohl tragen, Herr.“ „Mein Sohn“, lächelte dieser, „das ist das Kreuz, das du gerade hierher gebracht hast.“ Auch wenn ich heute freilich mehr die Bürde im wörtlichen Sinne im Kopf hatte, half mir diese kleine Geschichte doch dabei, weiterzugehen.
Ganz bis Gravesend habe ich es aus eigener Kraft dennoch nicht geschafft. Für die letzten Kilometer habe ich mir einen Bus genommen. Das widerspricht zwar der Idee des Pilgerns, aber wenn ich morgen nicht mehr gehen könnte, wäre das auch nicht Sinn der Übung. Jetzt sitze ich in einem guten Restaurant in Gravesend, habe mich an oben bereits erwähntem Steak gestärkt und bin froh, dass ich auch wieder eine akzeptable Unterkunft gefunden habe. Ich hätte Euch auch gerne ein Bild von dem himmlischen Chocolate Fudge mit Eis geschickt, das es als Nachtisch gab, aber irgendwie klappt das Hochladen von der Kamera nicht … 😉
Ganz liebe Grüße, Daniela
Da wäre der Weg von der Kieselbucht nach Cormak angenehmer gewesen. 😉
Pilgern ist immer eine anstrengende Sache, aber Du hälst das schon durch, da bin ich mir sicher, besonders bei solchen Nachtischen. 🙂