Thors Streitwagen
In der Methalle feiern fröhlich die Götter.
Ein Wort Lokis – schon lodert der Zorn:
Es kracht der Becher, behände flieht Streitsucher.
Thor der Donnerer, dickköpfig und wild,
springt auf seinen Streitwagen, startet die Jagd.
Es rumpelt der Kupferne, rollt über den Himmel,
wirbelt Wolken auf, gewaltig und düster.
Ihn ziehen die Ziegen, zwei treue Begleiter:
Zähneknirscher der Sture stampft auf mit den Hufen,
unbändig zu seiner Rechten rauscht Zähneknisterer dahin.
Grummelnd und polternd grollt der Streitwagen,
es wogen die Wipfel unter windschnellem Flug.
Thor reitet den Sturm, tobender Gott,
in seiner Hand Mjöllnir, Hammer der Zwerge.
Als Stahl auf Stahl schlägt, stieben die Blitze,
gleißende Funken, das Firmament leuchtet.
Der schlagkräftige Held schleudert Loki nieder.
Ein Wort Lokis – schon lacht Donnerer:
Sein Zorn ist verraucht, verzogen das Unwetter.Daniela Bach
Zu diesem Gedicht in (laienhaftem) Stabreim* hat mich ein Sommergewitter inspiriert, das genauso urplötzlich wieder aufhörte, wie es aufgezogen war. In der altnordischen Mythologie galt der Gott Thor als Urheber von Gewittern: sein Hammer Mjöllnir schleuderte Blitze, der Donner war das Rumpeln seines von zwei Ziegenböcken gezogenen Streitwagens.
*Stabreim: Eine germanische Gedichtform, bei der der „Reim“ durch das Auftreten mehrerer Wörter mit demselben Anfangslaut (Alliteration) erzeugt wird. Jede Zeile besteht aus zwei Hälften mit je zwei betonten Silben. Eine oder beide der betonten Silben in der ersten Hälfte alliterieren mit der ersten betonten Silbe der zweiten Hälfte, die letzte betonte Silbe alliteriert für gewöhnlich nicht. Beim Stabreim kommt es auf den Klang an: Gleichklingende Konsonanten reimen sich (also im Deutschen z.B. auch „f“ und „v“, nicht aber „sch“-Laute mit „s“-Lauten) und alle Vokale untereinander. Stabreim-Gedichte arbeiten häufig mit Synonymen und Umschreibungen.
Schön geschriebe – und tatsächlich, sehr passend.
Eine sehr schöne Seite.
Ein schönes Gedicht – passend zum Wetter! Die Seite ist sehr gelungen!